QUATTRO CANTI
Postfazione di Pierre Van Bever
Traduzioni di Hanno Helbling
Stamperia Valdonega, Verona 1994
PRIMO CANTO O DEL POSSIBILE
per Marisa Bulgheroni
Das sickernde Licht, kann es wieder
zum Blühen bringen Begierden des Lebens
nach Tagen verzweifelten Sinnens
no einsam wie allezeit?
Wäre Geist eine Blüte,
wäre Person die Schrift einer Seite,
Segel, könnte die Stimme sie setzen
und spräche von sich mit dem Einst,
mit dem Ehemals, mit den Entfernten!
Verhasste Einsamkeit, dein Pressen,
dein eisiges Töten; dein Lachen.
Deine karge, schamlose Selbstsucht.
Während die Freude verraucht
und die Blüten fallen, allein wie Steine,
bist du Kerker der Irrung,
weder Leben noch Liebe;
nicht das Alleinsein, noch
die Folter des Krankseins,
noch linderndes Andenken:
bist das ersticke Keuchen der Leere,
bist wie jener verwesende See.
SECONDO CANTO O DEL CONTINGENTE
per Deborah Elliot Deutschman
Die Röte vergeht,
die Angst lässt nach,
die Stille lastet nicht mehr.
Rückkehr aus Grabestiefen
mit dem zerwühlten Leib,
dem schwerelosen Gehirn.
Und alles neu schwingend;
füllen die Leeren sich wieder;
erhebt sich das Ja.
Rubin, von neuem
in Lauf durch gewohnte Bahnen,
verspritzt kein Gift mehr rings umher;
entflieht nicht als Rinnsal
zusammengepressten Lippen.
Für einmal entlassen aus seinem Bett,
erprobte er andere Wege,
der kranke Rubin, der alte.
So war ich atärker, Feind.
Zurück in das Glutbecken.
Eile nach meinem Geheiss,
Feuer, das nicht zu schweigen weiss.
TERZO CANTO O DELL'IMPOSIBILE
per Armanda Guiducci
Beklommen behält
der Atem die Wünsche zurück
für ein Später, vielleicht
für ein Niemals.
Am Loslassen, am Wiederanziehen
wird mir das Leben bewusst, und erst dann.
Das Erwachen trotze ich einer Nacht
ohne Schlaf, einem Schauen ab ohne Erkennen
meiner selbst, und kein Faden,
mich noch die Farbe des Todes
spür ich, die Maske des Schmerzes.
Nichts will ich als den Gesang;
ich will den Gesang
des Geistes, nicht diese Folter, die
abgründing vernichtet den Flug.
Tödlich der Schmerz, der nicht schreit
und für Frieden ausgibt das Nichts.
Schweige nun; trapfer; kein Zittern.
Was als Tod erscheint, muss nicht das Ende sein.
Vorbestimmt war, es ginge dem Sterben der Sturz
in die Leere voraus:
in den Abgrund der Schatten.
Tage, Qualen, Feuerspiele,
Einkehr bei Göttinnen, Schwund des Lebens - vorbei.
QUARTO CANTO O DEL NECESSARIO
per Pietro Calissano
Was aus den Drüsen sich sondert, erkennst du,
wie graue Zellen sich reihen, begreifst du,
Ausbruch und Aufsprung im Wellengang
durchsichtiger Säfte regelst du.
Den Siberkörnern forschst du nach
in ihrem Gang durch Ganglien gefördert
dahin, wo das Ich sich aufbäumt,
aufseufzt, sich liegen lässt, stirbt.
Du setzt dem Tod zu, der das Weite sucht
oder im Geiste sich ein Nest bereitet,
du siehst betroffenen Blicks
das Rubinrot, wie es hervorschiesst.
Und Wetten gehst du ein mit Allem, mit
dem Nichts, das uns die Zeit gewährt.
Zum Klingen bringst du jene Muskeln,
die das Gedächtnis des Menschen sind.
Erleuchtete Furche ist
der Fluss des Vergehens.
Das Blut, das die Rinde netzt,
ist Leben, ist Fährte, die weiterführt.
Monaden, Atome des Lichtes sind
Ewigkeit ohne Woher und Wohin
im tiefen Schoss der Vergangenheit,
Abhilfe für die Leere, für das Nichts.